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Immer mehr Menschen klagen über Husten- und Rachenreiz

Ozonwerte im Kreis Osterode wieder über der kritischen Marke

Kreis Osterode(ar). Man sieht, riecht und schmeckt es nicht: Ozon. Umso mehr bekommen viele Einwohner im Landkreis die Wirkung des Reizstoffes zu spüren. Immer häufiger klagen Menschen über trockenen Husten, Abgeschlafftheit, Antriebsarmut, Kopfschmerzen, Atemnot und Reizungen des Rachens. Einige Allgemeinmediziner unserer Region registrieren in den letzten Tagen einen vermehrten Patientenzustrom.

Gesunde Menschen, so die Essenz unserer gestrigen Befragung, könnten die erhöhten Ozon-Werte ohne weitere Auswirkungen auf ihren Körper wegstecken. Langjährige Untersuchungen und Vergleichstudien existierten jedoch zur Zeit noch nicht.

Ein Risiko besteht nach Auskunft der Ärzte jedoch offensichtlich bei Problem-Patienten, hier besonders älteren Menschen. Bei Asthmatikern und Menschen mit Herz-Kreislauferkrankungen könne sich eine erhöhte Ozonaufnahme durchaus ernst auf den Allgemeinzustand auswirken.

Was ist reizempfindlichen Menschen zu empfehlen? Einige der befragten Ärzte raten geschwächten und älteren Menschen, bei Ozon-Hochlagen ihre Wohnungen und Häuser in der Zeit von ca. 11  Uhr bis 16 Uhr nicht zu verlassen, Fenster und Türen verschlossen zu halten. Auch Kinder sollten sich während dieser Zeit nicht draußen aufhalten. Sie werden durch Ozon stärker belastet, als gesunde Erwachsene.

Einheitliche Ozon-Richtwerte gibt es in Deutschland nicht. Das Niedersächsische Landesamt für Ökologie und Emissionsschutz warnt ab Werten von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und rät, Ausdauerleistungen und sportliche Betätigungen in die Früh- oder Abendstunden zu legen. In der Schweiz fällt der Schulsport bereits bei einer Konzentration von 120 Mikrogramm aus. Das Nachbarland Hessen erläßt, so wie in diesen Tagen geschehen, Tempolimits auf Autobahnen und Landstraßen.

Der Leiter des Gesundheitsamtes im Landkreis Osterode, Dr. Lutger Küter, sieht in der Ozon-Belastung nicht nur ein deutsches, sondern auch ein europäisches Problem. Die EU sei dringend gefordert, schnell nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen. Sie hält es zur Zeit erst nötig, die Bevölkerung bei Werten von über 360 Mikrogramm zu warnen.

Ein spürbarer Rückgang der Werte in unserer Region ist offenbar noch nicht in Sicht. Bis dahin muß sich jeder Mensch selbst mit dem Reizgas Ozon arrangieren. Die für den Landkreis Osterode zuständige Meßstelle am Herzberger Juessee registrierte vorgestern um 14 Uhr einen traurigen Rekord. Mit 204 Mikrogramm wurde der bisherige Höchststand im Jahr 1994 erreicht.

 

Aus dem Harz Kurier vom 28. Juli 1994

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